Plausible Geschäftsideen, die an bestehenden Erfolgen anderer Unternehmen anknüpfen, werden häufig entwickelt und umgesetzt. Diese werden teilweise mit Venture Capital finanziert, falls sie exponentielles Wachstum ausweisen können. Sie können Beachtung von der Presse und die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit erhalten. Beispiele für plausible Geschäftsideen ist ein sozialer Webshop. Ein Uber für Kinder. Ein Airbnb für Essen. Ein Palantir für KMU. Ein Facebook für Nachbarn. Ein Twitter für Internatsschüler. Ein Rentarunaway für Fantasiekleider. All diese Ideen können funktionieren. Dennoch ist dies meiner Meinung nach ein trügerischer und falscher Weg, eine Geschäftsidee so zu wählen. Nicht weil eine gewisse Eigenständigkeit fehlt und teilweise kopiert wird – Kopieren an der richtigen stelle ist sicherlich okay. Weshalb habe ich dann Mühe mit dem Ansatz? Für sich genommen bedeutet eine Veränderung der Zielgruppe oder eines Produkts alleine noch lange nicht, ob Kunden das Angebot nutzen möchten, ob die Passion der Unternehmer für die Idee schlägt, die Technologieentwicklung diese Abänderung begünstigt (Frage «why now») und das Geschäftsmodell durchgesetzt werden kann. Zu schnell führt eine reine Konkurrenzbeobachtung zu einer nice-to-have Geschäftsidee, die zwar plausibel tönt, aber niemand bereit ist dafür zu zahlen. Eine zu starke Konkurrenzorientierung führt bei uns Menschen auch dazu, dass wir stark um sehr wenig kämpfen. In den Kampfhandlungen wird dabei die langfristige Perspektive geopfert – man verliert schnell das Gefühl für Sinn und Unsinn.
Bedeutet dieses Argument, man kann in seiner Startuparbeit die Konkurrenz ignorieren? Ich behaupte nein. Jeder Unternehmer muss wissen oder sich sagen lassen, an was Konkurrenten bereits arbeiteten – was ist bereits auf dem Markt und was nicht. Ignoriert man die Konkurrenz läuft man in die Gefahr, das Rad zum zweiten Mal zu erfinden. Aus der Konkurrenzbeobachtung kann man andererseits schliessen, welche Wellenbewegungen im Markt laufen und an welche Konzepte derzeit geglaubt wird – denn jedes Startup braucht einen Rückenwind; kein Startup hat genug Mittel, einen Markt von Grund auf zu entwickeln, dazu fehlen die Ressourcen. Ohne den Ankerpunkt der Konkurrenzbeobachtung können aktuelle Wellenbewegungen oder Existenz von Unternehmen in unserer Geschäftsidee nicht beantwortet werden.
Eine Kenntnis der Startupwelt und der aktuellen Trends ist für die Gründung eines neuen Startups unerlässlich. Dieses Wissen kann man von Mentoren erhalten, die in diversen Funktionen im Markt agieren (z.B. Venture Fund, Accelerators) oder von Co-Founders, die sich darauf spezialisiert haben. Man kann sich dieses Wissen auch aneignen, indem man Technologieblogs wie TechCrunch oder TheNextWeb liest und an Branchenevents teilnimmt. Ich denke, ein Ignorieren von Konkurrenz ist genauso gefährlich wie ein reines Ausrichten auf die Konkurrenz. Das gesunde Mittelmass zu finden ist die Aufgabe jedes Unternehmers.
Cool. Im nächsten Blog schreibe ich über organische Geschäftsideen nach Paul Graham, Gründer von Y-Combinator.