«The Second Machine Age» ist ein bemerkenswertes Buch. Geschrieben hat es Andrew McAfee und Erik Brynjolfsson. Die Autoren beschreiben die heutigen technologischen Entwicklungen, wie selbstfahrende Autos, IBM Watson der in einer Art «wer wird Millionär» gewinnt, Spracherkennung, 3D Drucken, Roboter. Vor 15 Jahren hat man es für unmöglich gehalten, dass Computer diese Art von Arbeit ausführen können. Die Autoren fragen sich, wie kam es dazu und wo führt das hin? Das Resultat der Forschung ist, wir befinden uns im zweiten Maschinenzeitalter, analog des ersten vor 200 Jahren. Während im ersten Maschinenzeitalter die Muskelkraft durch Maschinen abgeschafft (teil) ersetzt wurde, so ist es in der Zweiten die Denkarbeit. Anbei einige Beispiele in Videos:
Warum sind diese digitalen Leistungen heute nun möglich? Das Buch nennt drei Gründe:
- Die Rechenleistung und weitere Hardwareelemente (Storage, Internet BAndwidth, Supercomputer Speed, etc.) verdoppeln die Leistung nach 18 Monaten. Computertechnik wird günstiger und kleiner und damit allgegenwärtig.
- Digitale Produkte sind fast kostenlos reproduzierbar und können nicht durch Konsum aufgebraucht werden. Sensoren und unsere Internetaktivität schaffen einen grossen Daten- und Algorithmenpool.
- Diese digitale Daten und Algorithmen können immer neu kombiniert werden. Dabei gibt es viele sinnlose Formen, jedoch einige sehr wertvolle neue Kombinationen, wie beispielsweise Uber, Waze oder Airbnb. Die Autoren zitieren Paul Romer als er sagte: «Economic growth occurs whenever people take resources and rearrange them in ways that make them more valuable.» Das Buch setzt sich auch mit den Fortschritten von Artificial Intelligence auseinander – es wird dabei davon ausgegangen, dass in Zukunft Denkarbeit bei Ärzten oder Juristen durch Systeme wie IBM Watson unterstützt werden und so die Produktivität eines Arztes oder Juristen um ein vielfaches gesteigert wird.
Diese Entwicklungen schaffen aber auch eine neue Wirtschaftslage, in der einerseits immer mehr Dienstleistungen und Produkte zu günstigen Preisen angeboten werden – die Gewinner sind die Konsumenten. Aber andererseits werden auch die Einkommen und Vermögen umverteilt werden. Die Wirtschaft verwandelt sich in eine Star Econonomy/Feudalistisches System, in dem wenige grosse Vermögen aus dem Aufbau von Unternehmen wegtragen, und viele mit sinkenden Einkommen und Arbeitsplatzverlust kämpfen müssen. Die Ökonomie beginnt sich mehr und mehr um die Unternehmerstars zu drehen. Es wird mit hoher Arbeitslosigkeit gerechnet. Das Buch endet mit Ratschlägen für Arbeitnehmer, Unternehmer und die Politik.
Alles in allem eines der besseren Bücher zum Thema, warum wir derzeit eine Renaissance der digitalen Technologien sehen und es wagt, eine Prognose zu stellen. Es war eine ausgezeichnete Lektüre, die ich empfehlen kann. Was heisst das nun für den Tech Startup Unternehmer? Die heutigen Maschinen und diejenigen von morgen werden keine Unternehmen sein, Kreativität kann noch nicht reproduziert werden. Andererseits ist in der Kombination aus der Vielzahl der heutigen Möglichkeiten ein gangbarer Weg ausfindig zu machen.
Cool, nächstes Thema ist für mich die Businessmodelle.
Nachtrag vom 30.10.2015: Heute erschien in der NZZ der Artikel «Wenn Maschinen die Menschen ersetzen«. Verwiesen wird dabei auf eine Studie der Universität Oxford, wonach die Tätigkeiten von 47% der Erwerbstätigen in den USA mit grosser Wahrscheinlichkeit in den nächsten 10-20 Jahren von Computern übernommen werden. Auch in der Schweizer Politik beginnt das Thema Wellen zu schlagen – es gibt erste parlamentarische Initiativen, wie die NZZ berichtet.
[…] habe im Oktober über das Buch The second machine age und eine Sudie der Universität Oxford geschrieben. Beunruhigt hat mich die Prognose, dass in […]