Startup Lektüre

Artikel, Vorträge und neue Ideen rund um Techstartups

NZZ: Das «Tal des Todes» ist eine Marktlücke

August 14, 2017 Filed Under: Förderung

Die NZZ hat am Samstag im Fokus der Wirtschaft einen Beitrag zur Finanzierung von Startups veröffentlicht. Hier wird die These untersucht, dass es in der Schweiz vor allem an Wachstumsfinanzierungen fehlt. Die Analyse ist professionell und schlüssig. Dennoch bin ich überzeugt, dass bei Seed Finanzierungen und Gründerförderungen noch viel unternommen werden kann. Der Vorwurf, dies sei nicht tragbar, da Wellness Oasen für Gründer entstehen, finde ich nicht genug untermauert. Auch hier sollte eine professionelle und schlüssige Analyse vorgenommen werden. Dies wird leider von den NZZ unterlassen.

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SAP CEO Bill McDurmott über sein Werdegang

Juli 4, 2017 Filed Under: Förderung, Produkt Markt Fit, Umfeld

SAP CEO Bill McDermott über seinen Werdegang, was wichtig ist im Leben und warum er glaubt erfolgreich zu sein.

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Neuer Fonds zur Förderung von Startups bis zu CHF 500 Mio.

Juli 2, 2017 Filed Under: Förderung

Schneider-Ammann übernimmt die Leitung eines Fonds zur Förderung von Startups – UBS, CS und die Mobiliar in der Höhe bis zu 500 Mio. Bezweckt wird die Förderung der Startupkultur (Man darf auch hier in der Schweiz mal scheitern – hurra!) und des Unternehmertums. Hoffentlich wird eine Bestandesanalyse der Wirtschaftsförderung durchgeführt und das Frühunternehmertum gefördert, wo man nicht den McKinsey Kriterien entsprechen muss, sondern Leistung und Purpose unterstützt wird – egal vom bisherigen Lebsenslauf.

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Emanuel Macron unterstützt Startups

Juni 17, 2017 Filed Under: Förderung

Emanuel Macron ist Persönlich and er grössten Startup Konferenz in Paris erschienen und seine Unterstützung für Startup erneut angekündigt, darunter:

  • Startup Visas
  • Ein öffentlicher Venture Fond mit einem Volumen von Euro 10 Mrd., welcher von Bpifrance gemanaged wird
  • Steuererleichterungen für Startups

Hier wird etwas bewegt. Von unserem Nachbar können wir etwas abschneiden – anstatt wie hier über fähige oder unfähige Unternehmer zu diskutieren und nach mehr Spätfinanzierung zu rufen. Wir sollten wie in Frankreich den Menschen Mut machen zum gründen und alle Frühunternehmerischen Tätigkeiten versuchen zu vereinfachen. Damit könnten wir die Innovation auch in der Schweiz ankurbeln. Schliesslich war Macrons Votum an die Vorbild Rolle von Startup Unternehmer eindrücklich:

All the entrepreneurs who are here today, I want to give you back your freedom but I also want to make you realize that it is an immense responsibility. The world that we currently live in, the world that I want to lead with you, the world in which France is a leading nation, it is a world that cannot share the same values as the world of yesterday.

I want you to succeed in this world, but I don’t want you to be cynical. I want you to get rich, but you don’t get to be greedy and selfish because our societies don’t accept that anymore.

It won’t happen because of a government or another. It won’t happen because of a new law on capital taxes and so on. It’s your responsibility and you have to keep that in mind.

Why did British people vote for Brexit? Because for years and years, some people thought that everything could happen in the peaceful environment of the City, between quiet billionaires and politicians who were acting in their best interest. At some point, British people woke up and said no — and it was a brutal no.

Why do you think that the American people chose a leader that may not be the one you would have picked? Because he knew how to talk to the middle class. The American establishment looked down on the middle class for years because they started talking exclusively with successful people.

You’ll build tomorrow’s France, Europe and world. And that freedom that I want for you, that democracy of the 21st century, it’s an enormous responsibility. At every step of the way, you have to keep in mind that your success can’t be your personal success. It has to be the success of your company, of all your employees, of your neighbors and even your neighbors at the other side of the world. Today’s world needs to rethink the distribution of wealth that previous generations destroyed. This is your responsibility, it is our responsibility and I want to lead that change.”

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Globaler Innovationsindex (Wipo): Die Schweiz ist das innovativste Land, hinkt bei Startups hintenan

Juni 16, 2017 Filed Under: Förderung, Oekonomie

Weltorganisation für Geistiges Eigentum (Wipo) hat den Global Innovation Index 2017 herausgegeben.

Die Schweiz ist auf dem ersten Platz. Die Wipo weist darauf hin, dass Startups in der Schweiz es im Vergleich zu anderen Ländern schwer haben:

Despite this strong performance, Switzerland presents a few areas of weakness, especially on the input side. These include ease of starting a business, graduates in science and engineering, gross capital formation, ease of getting credit, and growth rate of GDP per worker.

Konklusion: Die Startup Oase ist eine Fata Morgana.  In einer disruptiven Wirtschaft darf man sich nicht zurücklehnen und die Lorbeeren geniessen. Denn mit diesem Verhalten wird man zum Opfer und verliert das bisher erreichte.

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Schweizer Startup Oase – eine Fata Morgana?

Juni 15, 2017 Filed Under: Förderung

In der NZZ von heute (15.6.2017 – NZZ Paywall) schreibt Thomas Knecht – ehemaliger McKinsey Chef Schweiz, Venture.ch Gründer und Leiter der Knecht Holding AG (Interview Tagesanzeiger):

In den 1990er Jahren war die Schweiz eine Startup-Wüste…..Ist also aus der Wüste ein fruchtbares Startup-Land geworden? Tatsächlich ist heute mehr Seed-Money vorhanden in der Schweiz. Das heisst, eine junge Firma, die eine vielversprechende, überzeugende Idee präsentiert, erhält relativ leicht einen Betrag bis etwa 500 000 Franken. Und auch für eine Early-Stage-Finanzierung, bis etwa 2 Millionen Franken, finden sich Investoren. Doch dann wird es schwieriger, das Wagniskapital wird knapper. Die zwei grössten Finanzierungsrunden im letzten Jahr, 104 Millionen für ADC Therapeutics und 100 Millionen für Mindmaze, einen «venture»-Alumnus, wurden von ausländischen Private Equities, Corporate Investors und Family-Offices getragen. Das ist erfreulich, aber damit Startups längerfristig in der Schweiz bleiben, sind grosse inländische Risikokapitalgeber zwingen….

Israel hat ein knapp halb so grosses Bruttoinlandprodukt wie die Schweiz, aber viele Startup-Investoren. 2016 gaben diese über 4 Milliarden Franken Wagniskapital aus (davon über 60 Prozent in Late Stage). Bei uns waren es total 909 Millionen Franken, also nur gerade knapp ein Viertel.

Da ist sie wieder – die Forderung nach Late Stage Finanzierung und das Argument, bei Early Stage ist alles in Ordnung und eine junge Firma, die vielversprechende, überzeugende Idee präsentiert es sehr leicht hat heute. Dabei ist die Äusserung höchst fragwürdig:

  • In Israel, dessen BSP nur halb so gross ist wie die Schweiz wird über doppelt so viel in Early Stage investiert (CH:909-104-100=705; Israel: 4000×0.4=1600) als in der Schweiz also gemessen an der Wirtschaftskraft 4x mehr
  • Startup Förderung, Angels, VC, Mentoren sind in der Schweiz nicht transparent organisiert
  • Es gibt sicher eine Menge an Startups, Jungunternehmen und KMUs die mit richtiger Förderung schnell wachsen können, jedoch keine Förderung erhalten, da sie nicht den intransparenten Kriterien entsprechen
  • Ich aus eigener Erfahrung und Gesprächen mit Kollegen weiss, wie schwierig es in der Schweiz ist, neu zu gründen und die Kunden zu gewinnen – auch wenn die Idee gut ist.

Ich bleibe bei meiner Meinung – in der Schweiz könnte man noch so viel für die Förderung von Startups tun, beispielsweise:

  • Eine Schweizer Startup Konferenz, wie sie derzeit in Paris stattfindet (Viva Technology)
  • Eine Self Service Website, in Angels, Inkubatoren, Wettbewerbe, etc. gelistet werden
  • Networking Events für angehende Gründer, Speed Dating für Co-Founders
  • Corporate Inkubatoren fördern, von denen Mittelständigsche Unternehmen profitieren können

Es bleibt nach dem lesen des Artikels ein negatives Gefühl, dass halt nur die richtig guten Unternehmer zur Förderung zugelassen werden können, eine neue Form von «Du hast dich nicht bewiesen, auf deine Meinung kommt es nicht an, ich arbeite nicht mit dir»   und eine Form von Investor FOMO.

Auf die Gefahr, dass ich alles in einen Topf werfe – die Forderung nach einer Spätfinanzierung tönt für mich gleich elitär und von oben herab wie Theresa Mays «Brexit is Brexit» mit folgenden Abstimmungsdebakel (Zeit), die Notenbanker, die die hohen Kosten der Niedrigzinspolitik ignorieren (NZZ), oder der Wirtschaftsjournalist Michael Schäfer der NZZ, welcher sich in Unternehmertum als Spiel für Erwachsene über die hohe Kadenz der Mitteilungen von Fintech-Firmen enerviert – die er nicht publizieren kann, da kein Erfolg wie bei grossen Unternehmen vorliegt. Alle drei Ereignisse zeigen von Oben herab den Untertanen, wie die Welt zu verstehen ist, ohne das logisch oder empirisch zu untermauern.

Unternehmertum bleibt hart – 9 von 10 Unternehmen funktionieren nicht. Gibt es genügend erfolgreiche Jungunternehmen, dann werden auch genügend Spätfinanzierungen folgen, da genügend «Volumen» da ist. Hier sollte die Startup Förderung ansetzen, indem Startups für ein breiteres Publikum geöffnet wird und nicht nur für Eliten. Deshalb, ist die von Knecht beschriebene Startup Oase Schweiz nicht eine Fata Morgana?

Konsequenz: Es sollte unabhängig Studien geben, die losgelöst von institutionellen oder privaten Interessen sind. Diese Studien sollen die Stärken und Schwächen benennen und Vorschlagen, wie das Startup Umfeld verbessert werden kann.

 

 

Jerry Colonna bei Harry Stebbings – Wie bringt man sein privates und berufliches Leben in Einklang?

November 4, 2016 Filed Under: Förderung

Jerry Colonna ist Gründer von Reboot, eine Choaching Firma für Unternehmer und Investoren. Jerry supportet seine Kunden durch die Höhen und Tiefen ihres beruflichen und privaten Lebens, um ein glückliches Leben führen zu können. Jerry fordert, dass man auf seine innere Stimme hört und seine Maske ablegt.

Ein pikantes Detail – der Interviewer Harry Stebbings, der viele der sehr bekannten Sillicon Valley Investoren und Unternehmer interviewt, ist selbst erst 21 Jahre alt und nach Jerry selbst nicht im Einklang mit sich selbst – wahr oder nicht? Das bleibt offen.

20VC: CEO Whisperer Jerry Colonna on How Investors Mimic Aggressive Behaviour To Cover Insecurity and Why Vulnerability is Key To Success In VC

 

Kapieren, nicht kopieren – Keese Forderung

Oktober 21, 2016 Filed Under: Förderung

Christoph Keese , VP bei Axel Springer und ehemaliger Chefredakteur der Welt am Sonntag und der Financial Times Deutschland, hat ein neues Buch veröffentlicht. Auf Keese wurde ich 2014 aufmerksam, als er in seinem letzten Buch seine 6 Monate lange Reise im Sillicon Valley beschrieb. Aufgrund meiner Lektüre habe ich 2015 und 2016 auch das Silicon Valley besucht. Im Handelsblatt ist heute eine Zusammenfassung erschienen.

Keese fragt, warum Deutschland es nicht schafft, ebenso gute Produkte zu schaffen wie das Silicon Valley – es Beginn für Keese bei der Qualifikation der Arbeitnehmer, die sich nicht durch ein bisschen Surfen aufbauen lässt. Er schildert seine Beobachtung von Google, wie sie auf Disruption reagiert und fordert dass Politik und Unternehmen ebenso konsequent auf die Digitalisierung reagiert.

Anstatt über Copyright Gesetzte zu streiten und über alte Wunden zu klagen wie 9/11, Finanzkrise, Euro, Flüchtlinge, oder alte Themen wie Jugoslawien Kriege, Wiedervereinigung, RAF, Kalten Krieg, Ölkrise, Studentenrevolte und dabei Tesla, Uber, Airbnb als Blasenphänomene zu bezeichnen, sollten wir uns auf neue Werte konzentrieren und die Möglichkeiten der Technologie aktiv ausnutzen.

Er fordert neue Werte einer Maker Generation, die voller Freude alles baut, was mit neuen Technologien möglich ist. Kapieren wie das Silicon Valley funktioniert anstatt nur zu kopieren. Lernen wir uns horizontal zu vernetzen, Technik mit dem Markt zu verbinden. Gründer sollen scheitern können ohne abgestempelt zu werden – jeder soll mitgenommen werden der will, keinen Club der Exklusiven. Wagniskapital soll in Startups investiert werden.

Der Handelsblattartikel hat mich beeindruckt – genau so muss es sein. Anstatt sich über die Verteilung zu streiten sollten wir versuchen, gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten – offen für jeden, egal ob 20 oder 70 Jahre alt, einfach sollte man bereit sein, zu leisten und zu lernen. Alle würden später davon profitieren. Dieser Wandel kann aber nur durch ein Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft erfolgen – auf einzelne zu verweisen wird nicht funktionieren, denn zu abhängig sind wir alle vom bestehenden System. Es wäre sehr wünschenswert, wenn in der Schweiz eine Diskussion starten würde, warum bei uns Unternehmertum nicht soweit ist wie in Silicon Valley, Berlin, Tel Aviv, London und Paris.

Warum wurde Uber und Airbnb nicht in der Schweiz gegründet?

August 9, 2016 Filed Under: Förderung

Ein Plädoyer für eine langfristige und intensive Förderung von Frühgründern

Hardware und Software haben in den letzten Jahren viele Innovationen möglich gemacht, die vor kurzem noch als futuristisch galten. Nach Amazon, Google und Facebook haben vor allem die Smartphones und deren Applikation die öffentliche Wahrnehmung dominiert. Apps wie Uber/Lift/MyTaxi konsolidieren die Taxibranche und schaffen für normale Autofahrer einen Zusatzverdienst durch das Erbringen von Taxidienstleistungen. Airbnb ermöglicht es jedem Wohnungs- und Hauseigentümer (oder -besitzer) sein Eigentum kurzfristig zu vermieten, ein Zusatzeinkommen zu generieren, und so die Hotelbranche zu konkurrenzieren. Selbstfahrende Autos von Google oder Tesla scheinen in naher Zukunft greifbar zu sein, ein Computer kann mithilfe von Artificial Intelligence den Weltmeister des Spiel Go schlagen. Siri, Alexa, Google NOW und Cortana verstehen gesprochene Sprache und automatische professionelle Computerübersetzungen – von Dokumenten oder gesprochener Sprache – sind in greifbare Nähe gerückt. Magic Leap, Occulus bringen uns Virtual- und Augmented Reality zu erschwinglichen Konsumentenpreisen. Neue Protokolle wie die Blockchain mit Bitcoin ermöglichen P2P Netzwerke, die Nationalbanken und Banken abschaffen soll und andere Protokolle wollen den E-Commerce neu entstehen lassen. Es entstehen illegale Tauschbörsen im Darknet, die schwer zu erkennen sind und auf denen illegale Güter gehandelt werden.

Es scheint als die Digitalisierung die letzten Jahre heimlich Einzug gehalten hat, nachdem diese um die Jahrtausendwende in allen Variationen in groben Zügen als unumgänglicher Weg für alle skizziert und teilweise gelebt wurde.  Nur um kurz darauf mit einem Knallkonzert von Konkursen von der Bühne zu verschwinden. Was blieb war die Infrastruktur, auf der die heutigen Startup aufgebaut werden. (Netzwerke, Server, Cloud, PC, Mobile).

Die Innovationen der letzen Jahre kommen von einer Vielzahl von Neugründungen und haben neue Unternehmer- und Plattform Stars hervorgebracht. Viele junge Leute sind motiviert, als Gründer zu arbeiten, so wie dies bereits um die Jahrtausendwende geschah. In New York und Silicon Valley sind vibrierende Startup Hubs entstanden, die – begünstigt durch die Tiefzinspolitik der Notenbanken – Venture Capital im mittleren zweistelligen Milliardenbereich pro Jahr vergeben. Dies führt derzeit zu einem überhitzen Jobmarkt und hohen Unternehmensbewertungen. Auch London, Berlin und Tel Aviv gelten als Startup Hubs und werden vom Venture Capital und Jobmarkt Trend erfasst.

Warum gibt es keinen Schweizer Startup Hub mit internationaler Ausstrahlung? Spricht man mit lokalen Vertretern der Startupbranche, so erhält man den Eindruck, es ist schon alles getan was getan werden muss und das Fehlen von einem Startup Hub in der Schweiz auf externe Faktoren zurückzuführen ist, wie beispielsweise auf fehlende Grösse von Schweizer Städten. Dieser Meinung ist zu widersprechen – eine Schweizer Stadt könnte sehr wohl in dieser Branche einen Platz einnehmen, falls eine langfristige und intensive Förderung von Frühgründern stattfinden würde und bestehende Vorurteile gegenüber naturwissenschaftlichen Fächern und der Selbständigkeit als Beruf überwunden werden.

Warum sind Tech Startups auch für die Schweiz relevant?

Die Bedeutung von Tech Startups zeigt sich einerseits an der Wirkung auf traditionelle Branchen. Die Hotellerie wird durch Kayak, Tripadvisor, Airbnb und ähnliche konkurrenziert und haben Margen zu teilen. Im Musikverkauf haben Streamingdienste den CD Handel marginalisiert; Musiker verdient heute nur noch ein Bruchteil durch den Verkauf von Musik und verdienen ihr Einkommen mehrheitlich über den Ticketverkauf von Live Konzerten. Die analoge Fotoindustrie mit Kodak als Flaggschiff ist mit der Einführung der Digitalkamera, Smartphones und sozialen Netzwerken ganz zusammengebrochen. Neue Technologien werden weiter die Wirtschaft durchdringen und neue Gewinner und Verlierer schaffen. Man geht davon aus, dass mehrere alteingesessene Branchen wie das Banking oder die Versicherung durch Mobil, Blockchain, Unbundling und mobile Plattformen stark verändert werden und neue Players hervorbringen. Bestehende Unternehmen sind gezwungen auf diese neue Konkurrenz zu reagieren.

Andererseits was würde es bedeuten, falls in der Schweiz das nächste Unternehmen mit Milliardenumsätzen in der Grössenordnung von Amazon, Apple, Google, Facebook, Uber oder Airbnb geschaffen würde? Obwohl so ein Szenario heute als sehr unwahrscheinlich erscheint, zeigt dieses Gedankenspiel schnell die Relevanz von Tech Startups für ein Land auf.

Neben der Bewunderung für ein Unternehmen, das moderne weltweit genutzte Produkte entwickelt, würden viele Arbeitsplätze geschaffen. Die Kultur der Software Innovation würde vor wenig halt machen. Der Erfolg der Branche würde zahlreiche Manager, Berater, Touristen und Schaulustige in die Schweiz locken. Die tiefe Auslastung der Hotellerie würde der Vergangenheit angehören. Die EU würde Delegationen in die Schweiz senden, um zu verstehen wie Unternehmen zu fördern sind oder wie ein Startup Hub gründet wird. Internationale Venture Capital Firmen würden in Schweizer Städten Niederlassungen gründen und Startup Akzeleratoren und Inkubatoren schaffen, an denen unerfahrene Gründer ihre Ideen formulieren und ausarbeiten könnten – denn die Wahrscheinlichkeit wäre hoch, den Erfolg zumindest im kleinen nochmals zu duplizieren. Mehrere Mitarbeiter des grossen Tech Unternehmen würden nach mehreren Jahren Erfahrung Ihr eigenes Unternehmen gründen und einen neuen Innovationsschub auslösen. Die Konsumenten würden erfahrener mit Innovationen werden und diese Innovationen auch vom Staat fordern. Startups könnten Dienstleistungen für grosse Unternehmen erbringen und so Prozesse effizienter gestalten. Mittelstand und Grossunternehmen würden Innovationen viel schneller adaptieren, da man Innovation gewohnt wäre – die Innovation vom einen Startup würde sich auf ältere Betriebe übertragen. Es würden Jobbörsen geschaffen, auf denen Juristen, Controller oder  andere spezialisierte Berufe per Teilzeit vermittelt werden können – mittlere Unternehmen könnten so besser international konkurrieren und Arbeitnehmer von flexibleren Arbeitszeiten profitieren.

 Warum gibt es in der Schweiz keine grossen Tech Unternehmen?

Wäre es deshalb nicht vorteilhaft und sinnvoll, auch in der Schweiz Tech Startups zu fördern, die das Potential haben sich in grosse Techunternehmen zu entwickeln? Jedes Startup ist zu Beginn fragil und hat weder Kunden, Lieferanten, Kapitalgeber noch Mitarbeiter. Es braucht einen initialen Überzeugungsaufwand, ein Produkt zu bauen, in ein Unternehmen zu investieren und zu beliefern oder schliesslich das Produkt zu kaufen. Dies bedeutet für den Gründer neben der Ausarbeitung eines Prototypen (“Minimal Vialble Product”) auch eine starke und passionierte Kommunikation mit allen Ansprechgruppen führen soll.

Obwohl in den letzten Jahren die Tools für die Unternehmensgründung demokratisiert wurden, sei es die Lernmöglichkeiten für Coder, Designer, Produktmanager, Unternehmer, seien es Produktivitytools wie Foren, Profichats, Youtube Erklärungsvideos, Marketingtools von Google, Facebook und Hubspot oder sei es Remotearbeit zum Spotpreis aus Indien; kann im Aufbau eines Unternehmens vieles falsch laufen und es gibt zahlreiche Hindernisse und Risiken, die zu umgehen sind.

Speziell als Hindernis erwähnen kann man ein mangelndes Startupwissen über die Bedeutung  eines engen Kontaktes des Gründers zu einem Kunden. Fehlt dieser Kontakt, so können Produkte entstehen, die niemand braucht (häufigster Startup Fehler). Oder eine gesellschaftliche Stigmatisierung von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Informatiker und Mathematik als Aussenseiter, die zu einer Verknappung von potentiellen Mitarbeitern führt. Oder das Abwerten von Selbständigkeit als Job zweiten Grades, insbesondere falls Misserfolge eintreten, die zu wenig Frühgründern führt. Zu erwähnen ist auch das hohe Lohnniveau der Schweiz für Designer und Softwareentwickler und ein genereller Mangel an Produktmanagement Know-how.

Was sind die Aufgaben eines Frühgründers?

Sicherlich eine persönliche finanzielle Absicherung zu Projektbeginn, die Bereitstellung von viel unbezahlter Arbeitszeit, die Auswahl  eines Co-Founders, eine Menge Kreativität, hervorragende Marktkenntnisse und ein Gefühl was machbar ist und was nicht. Es braucht Nähe zu einer Zielgruppe von potentiellen Kunden, für die der Gründer ein Problem lösen oder Wunsch erfüllen möchte. Mit dem Produkt oder der Dienstleistung sollte der Gründer emotional stark verbunden sein und ein Know-how bereits in vorhergehenden Arbeiten aufgebaut haben. Es wird derzeit vor allem Gründungsteams von 2-3 Personen vertraut, die sich schon länger kennen.

Das zu entwickelnde Produkt soll entweder neu sein (noch kein Markt) oder 10x günstiger hergestellt resp. 10x besser sein als bestehende Alternativen. Hier kommt Technologie ins Spiel, die das ermöglicht. Weiter ist auf das Businessmodell zu schauen – wie wird Geld verdient und ist der angezielte Markt gross genug? Schliesslich spielt das Timing des neuen Produkt eine wesentliche Rolle – warum soll diese Lösung gerade jetzt bei einer Masse von Kunden angenommen werden? Obwohl Finanzierungen wesentlich sind und schwer zu erhalten, sind die vorherigen Aufgaben vor jeder Finanzierung anzugehen.

Diese Frühgründungsarbeit ist komplex und braucht Kommunikation mit dem Kunden, Intuition, die Fähigkeit ein Thema aus verschiedenen Standpunkten zu beurteilen, Erfahrung und Wissen. Niemand kann alles Wissen und deshalb ist Vernetzung wesentlich, um die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Startups zu erhöhen.

Wie sind Frühgründer zu fördern?

Ist die Qualität der Frühgründer und deren Unternehmen hochwertig, steigt die Erfolgswahrscheinlichkeit am Markt. Dies führt zu mehr Gründungen, da die Risiken eines Gründers tiefer sind. Ist die Anzahl der qualitativ hochwertigen Unternehmen höher, so ist die Chance gross, dass unter den vielen Startups ein grosses Techunternehmen entstehen kann. Die höhere Anzahl und höhere Qualität von Tech Startups wird weitere notwendige Players anziehen, wie Venture Capital Funds, Akzeleratoren, Anwaltskanzleien, Analysten und weitere.

Ziel jeder Fördermassnahme ist damit die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Tech Startups zu erhöhen. Dies geschieht am besten, indem die komplexe Frühgründungsarbeit durch  schnell zugreifbares und leicht erfassbaren aktuellem Spezialisten Wissen professionalisiert. Die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Frühgründers wird auch erhöht, wenn ein Austausch von Gründern mit anderen Gründern und diversen Partnern (Produktmanagern, Softwareentwicklern, Designern und Universitäten, etc.) ermöglicht und intensiviert wird.

Frühgründer brauchen den einfachen und schnellen Zugang zu aktuellem Wissen. Technologie, Ökonomie und Märkte sind ständig im Wandel und bringen in Wellen Neuerungen – eine Übersicht ist für einen Frühgründer existentiell, damit nicht falsche Projekte in Angriff genommen werden. Beispielsweise bringt jede Technologiewelle  seine eigenen Sets von Tools, APIs, Programmiersprachen und Methoden hervor, jede Ökonomiewelle auch sein eigenes Set von Tools. Jede Welle bringt auch eine Vielzahl neuer Players und Geschäftsideen.

Dieses Wissen ist als Einzelgründer oder im Zweierteam nur sehr mühsam und zeitaufwendig zu erarbeiten – oft fehlen Gründer wesentliche existentielle Informationen. Eine Förderung könnte stattfinden, indem dieses Wissen aufbereitet und online zur Verfügung gestellt wird. Fragen könnten in Foren oder Chats abgehandelt und mit den Erstellern diskutiert online werden.

Frühgründer sollten zweitens einen einfachen Zugang zu gleichgesinnten Gründern finden können um sich einerseits auszutauschen über Projekterfahrungen, Technologien, Fehler, Offene Jobs, Business-, Technik und Codingprobleme – am besten an lokalen Networking Events. Diese Events könnten online weiterbearbeitet werden um einen Austausch zwischen den Events zu ermöglichen. Anderseits könnten an diesen Events Vertreter von Hochschulen neue Technologien vorstellen um den Dialog zwischen Gründern und Forschern zu vertiefen. Softwareentwickler, Designer und Produktmanager könnten ihre Ideen diskutieren oder nach Aufträgen suchen.

Wesentlich ist ein freier Zugang eines jeden zu diesen Netzwerken, da eine Selektion von Teilnehmern durch Interview, Test oder bestehender Erfahrung zu viele potentiell wertvolle Gründer ausschliessen würde. Die Selektion, wer ein erfolgreicher Gründer ist, sollte vielmehr der Markt selbst treffen. So kann auch eine Stigmatisierung von Misserfolg zumindest teilweise unterdrückt werden, man kann immer wieder von vorne anfangen.

Diese vorgeschlagenen Massnahmen sind nicht vollständig. Es wäre sinnvoll, wenn alle in der Unternehmensförderung beteiligten Instanzen und Personen einen Dialog beginnen, wie Frühgründer am besten unterstützt werden können – mit dem Ziel die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Frühgründers zu erhöhen, dadurch die Anzahl der Startups generell zu erhöhen und damit die Wahrscheinlichkeit der Schaffung eines grossen Techunternehmen zu steigern.

Mit der Förderung von Junggründern wird der Hebel am richtigen Ort angesetzt, denn wir wissen alle, ohne ein solides Fundament erhält man kein solides Haus, ohne Saat und pflege der Pflanze keine Ernte und ohne Vision und Mission kein erfolgreiches Unternehmen. Sind wir hier bei der Förderung von Frühgründern erfolgreich, so könnte ein grosses Schweizer Techunternehmen in 10 Jahren die internationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

 

 

 

 

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